Tag: 26. August 2019

Liana-Schafund---1

Schafund

21.8.2019 | 17.00 -18.30 Uhr |
Himmelrot und Erbeerblau.
Kinder-Atelier.

Schaf, Hund, aber auch Huhn, Kuh und Hase.

Tiere zeichnen ist Thema an diesem Montag im Atelier. Die Kursteilnehmenden sind zwischen 5 – 11 Jahren alt.

Der Referent hat einige Zeichnungen als Vorlagen mitgebracht, über die er sich mit den Teilnehmenden unterhält. Die Vorlagen stammen aus illustrierten Kinderbüchern und aus „kindgerechten“ Lehrbüchern für anatomisches Zeichnen. Alle Kinder schauen sich die Bilder interessiert an, legen sie dann aber zur Seite und beachten sie nicht weiter.

Liana nimmt sich einen Zeichenkarton im Din A3 Format und beginnt konzentriert und in Ruhe ihr ganz eigenes Tier zu entwerfen. Es gibt dieses Tier in Groß und in Klein, sein Kopf kann unterschiedliche Farben annehmen. Ausserdem kann es fliegen, 2 Exemplare fliegen gerade am oberen Rand aus dem Bild heraus. Sie zeichnet die Bildelemente zuerst mit Bleistift vor und korrigiert gelegentlich. Wo sollen die Figuren stehen? Wie fügt sich alles in die Landschaft? 

Die Zeichnerin wird auch noch am folgenden Termin mit diesem Bild beschäftigt sein. Die Elemente in ihrem Bild erfindet sie frei, wobei sie Vorder- und Hintergrund entwickelt mit Überlappungen.  

Zudem erprobt sie auch  perspektivische Darstellungen, was bei dem Blick in den Stall deutlich wird. Sie agiert völlig selbstständig und nimmt keine Rücksprache mit den anderen Teilnehmenden oder dem Referenten. Zum Schluss greift sie zum Fineliner und versieht sämtliche Formen mit einer feinen Kontur.

Entschlossen stellt sie fest: Das Bild ist fertig.
Jetzt gibt es die Gelegenheit für ein Gespräch.

Wir unterhalten uns über ihre Zeichnung und überlegen, wie das Tier heißen könnte, dass sie hier dargestellt hat. Den richtigen Namen zu entwickeln aus all den Tieren, die zur Erfindung ihres Fantasie-Tieres beigetragen haben, macht ihr viel Spaß. 

Hier sind einige der Beispiele, die wir uns heute angeschaut haben.

Brauchen Kinder Vorlagen?

Unter den Kolleg*innen im Team der JuKuSch Altenkirchen, aber auch im Austausch mit befreundeten Einrichtungen im Netzwerk wird diese Frage des öfteren besprochen. Sie ist auch ein dankbares Thema bei Gesprächen mit den Eltern und mündet gerne in der grundsätzlichen Betrachtung, welches denn ein guter Weg sei, den Kindern das Zeichnen und malen beizubringen. Bereits 2004 erschien ein Buch  von Knut Philipps, das einleuchtend nachvollziehbar macht, was Malbücher, Schablonen und Klischeebilder für Kinder bewirken können.  

Hier eine Pferde- Zeichnung von einem 6 jährigen Mädchen, rechts daneben Abbildungen aus Malbüchern.
Knut Philipps | Warum das Huhn vier Beine hat| Das Geheimnis der kindlichen Bildsprache
Knut Phillips Verlag, 2004, Darmstadt. Seite 14.

Vorgezeichnete Wege und Schablonen behindern individuelle Umsetzungsversuche und sind nicht fantasiefördernd. Die Ausdehnung der digitalen Medien, ihre Verwendung sowohl in der Schule, wie auch in der Freizeitgestaltung hält die grundsätzliche Diskussion am Leben. Manchmal kommt es vor, dass die Teilnehmenden im Kinder-Kunst-Kurs nach Vorlagen fragen und etwa Behauptungen aufstellen wie: „Ich kann kein Pferd malen.“ Unweigerlich sind sie in ihrem ersten Lebensjahren bereits vielen zielgruppenspezifischen Pferdedarstellungen begegnet, in Comic-Heften, Trickfilmen, Computer-Spielen, Schulbüchern und Lern-Programmen.

Um so wichtiger ist es, ihnen das Erlebnis nicht vorzuenthalten, ihren ganz individuellen Entwurf eines Pferdebildes zu entwickeln. 

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Jugendkunstschule

 

 

Das Rennauto

07.8.2019 | 9.00 -12.00 Uhr |
…und keine zwei sind gleich… .
Vorschulkinder in der JuKuSch.

„Rennauto, 6318 Kilometer schnell“.

So kommentiert Samuel seine Zeichnung. Die Referentin hat es auf dem Blatt notiert. Samuel ist mit einer Gruppe von Vorschulkindern mittwochs im Atelier. Die Gruppe erarbeitet sich zusammen mit 2 Referentinnen ein kleines Varietéprogramm. Zu Beginn des Projektes setzen sich alle zusammen und überlegen, was in ihrem Programm vorkommen soll. Stifte und Papier liegen bereit, um eigene Ideen aufzuzeichnen. Die Kinder sind zwischen 5 und 6 Jahre alt. Im weiteren Verlauf werden sie die eine oder andere Idee zu Kulissen und Requisiten umsetzen, mit Pappe und Kartons, Dachlatten und Draht.

Aber zuerst zeichnen sie.  Samuell formuliert mit Buntstiften seine Idee eines Rennautos. Er nutzt die Gelegenheit, für sich selbst bildnerisch Zusammenhänge zu erschliessen für ein Objekt mit Eigenschaften, die ihm persönlich wichtig sind, von denen er schon einmal gehört hat und die ihn gedanklich beschäftigen. Solide befestigte Räder gehören dazu, ein Feuer spuckender Auspuff und ein gut geschütztes, einem Kokon gleichendes, Cockpit für den Fahrer.

Woher die Zahl 6318 kommt, ist nicht bekannt. Samuel wird auch erst in der Schule lernen, wie man Zahlen „richtig“ schreibt, aber mit seinem jetzigen Wissenstand ist es ihm dennoch wichtig, die Besonderheit seines Rennautos, seine Höchstgeschwindigkeit, in symbolhaften Hieroglyphen darzustellen. Mit seinem Bild dokumentiert er die Entwicklung zum bildhaften, anschaulichen Denken und zur menschlichen Fähigkeit im Zeichnen Zeichen zu finden. Und er macht auf wunderbare Weise deutlich, dass diese Fähigkeit eine kognitive Grundlage ist, ohne die wir zum Beispiel keine Schrift lesen könnten.

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Jugendkunstschule