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Lebensraum Schule

Die Schule selbst ist das Thema.

Als Lernort und Lebensraum. 
Welche Rolle spielt der architektonische Raum „Schule“ in der ästhetischen Bildung? 

Welche Bedeutung bekommt der Lernort im Zuge der jüngsten Entwicklungen bezüglich Digitalisierung und Pandemie? Formale Lerninhalte wie Architektur und Dreidimensionalität finden ihren Platz. Gleichzeitig leisten Teilhabe und Teilgabe in künstlerischen Verfahren im Sinne ganzheitlicher Lernprozesse ihren Beitrag zur Wirklichkeitsgestaltung.
Mit den Klassen der FOS Gestaltung entwickeln wir Möglichkeiten, wie der Lebensraum Schule aussehen kann. Das außerschulische Atelier in der JukuSch Altenkirchen bietet uns die nötige Perspektive von außen und das kreative Feld für die Entwurfsphase. 

In Anlehnung an die Zukunftswerkstatt von Robert Jungk beginnen wir mit den drei Forschungsfragen: 
Wir sammeln alles, was nervt, stört und ärgert – digital, und interaktiv auf virtuellen Whieboards. Wir träumen von der Schule, wie sie ganz fantastisch sein sollte. 
Wir schauen, was jetzt gerade machbar und umzusetzen ist.

Im Januar 2021

befinden wir uns im überraschend lange andauernden Corona-Lockdown. Daher starten wir zusammen mit der Jahrgangsstufe 11 der FOS Gestaltung der August-Sander-Schule Altenkirchen im virtuellen Raum. 

„online“, „offline“. „onlife“

Die Verfügbarkeit und scheinbare Grenzenlosigkeit der Online-Kommunikation wird vielfach als „Gegenwelt“ gesehen zur Authentizität der Nähe, des direkten Austausches, dem physischen Kontakt, dem Blick in die Augen und dem spontan gesprochenen Wort. Allerdings scheint diese Gegenüberstellung von dem „online“ und „offline“ Status gar nicht mehr trennscharf möglich. 

Die Digitalisierung ist in unserer Gesellschaft mittlerweile soweit fortgeschritten, dass die digitalen Praktiken und Konventionen sich im Alltag längst etabliert haben, das „analoge“ Leben mitbestimmen und auf nicht-digitale Praktiken zurückwirken. Das betrifft vordergründig die Kommunikationsformen und -arten mit ihren „likes“ und „hashtags“ sowie das Raum- und Zeitgefühl, aber eben auch hintergründig die Sensibilisierung  für die ökonomischen und politischen Perspektiven, die aus der Digitalisierung erwachsen. 

Wir befinden uns in einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel. In Wahrheit sind wir weder on- noch offline, sondern onlife. Digitalität ist ein umfassendes Bedingungsgefüge von kulturellen, ästhetischen und medialen Aspekten in unserer Lebenswelt. Das betrifft sowohl  künstlerische Transformationen als auch kulturelle Bildung in der Zusammenarbeit von Schule und außerschulischen Partnern.

Ab April Onlife! 

In der authentischen Begegnung entwickelt sich das kreative Feld. Ab April 2021 öffnet das Atelier den Forscherblick und inspiriert zur künstlerischen Aktion.

Willkommen im Team.

Die virtuellen Whiteboards aus der Kritik-, Visions- und Utopiephase werden weiterentwickelt. Klassische Werkzeuge und künstlerische Ausdrucksmittel dienen der Kommunikation in Präsenz.

Station 3 |
Labor/ Atelier/ Schulpark 

Stell Dir eine Schule vor, die von Kunst durchdrungen ist. Wie kann eine solche Schule aussehen? 

Überlege Dir eine spezielle Sitzgelegenheit oder Fassade oder Raumsituation. Diese kannst Du zeichnen oder ein kleines Modell davon bauen. Bitte fotografiere Deine Arbeit und sende diese an  

Bewegung, Tanz, Theater

Die Sprache ist ein offensichtliches Werkzeug für Kommunikationsdesigner*innen, Künstler*innen und Gestalter*innen, auch mit Begriffen spielerisch umzugehen, um neue oder die richtigen Worte zu finden. Heute begegnen wir dem Thema „Lebensraum Schule“ ganz anders. Wir sind nicht bei Miro und nicht die bildnerische Darstellung sondern das darstellende Spiel erlaubt uns, einen neuen Raum zu betreten. 

Bereits Shakespeare sagte: „Die ganze Welt ist eine Bühne, und alle Männer und Frauen bloße Spieler…“. Wir alle sind in verschiedenen Rollen verhaftet, was sich vor allem in den Lebensbereichen zeigt, in denen wir uns im unterschiedlichen Status-Verhalten befinden, wie etwa in der Arbeitswelt oder aber in unserem Schulsystem. Im Theaterspiel lernen wir, flexibel in Rolle und Status zu switchen, um zu erkennen, wie man eigenständig denken, entscheiden und handeln kann.
Milena Wolf

Möbelbau

Mit dem Schreiner Frank Seifen können die Schülerinnen und Schüler der Tatgemeinschaft Möbelbau-Konzepte durchdenken, die den Anforderungen für das gestalterische Arbeiten in den Klassenräumen der Schule entgegen kommen. In einer eigens eingerichteten Kurswerkstatt mit 5 Arbeitsplätzen haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, den sicheren Umgang mit echten Schreinermaschinen zu erlernen. Dazu gehören Stichsäge, Handkreissäge, Oberfräse oder professionelle Holzbearbeitungsmaschinen wie Formatkreissäge, Fräse oder Hobelmaschine. 

Nachhaltige und dem Bauhaus-Design angelehnte multifunktionale und ästhetische Möbel für den Schulalltag sind entstanden. 

Wandgestaltung

Die schlichte Bauhaus Grafik mit einem zeitgemäßen biologischen Baustoff zu kombinieren ist der Impuls zur Wandgestaltung. 

Mit der Entwicklung der Wand-Elemente lernen die Schüler*innen die wesentlichen Merkmale wie Farben, Formen und Haptik in praktischer Anwendungen kennen. Es werden Oberputze sowie Designputze mit Pigmente eingefärbt und grafische Flächen komponiert. 

Diese Wandgestaltung wurde zum Fachbericht und ging damit auf die Konzeption des Gestaltungsunterrichtes ein. Sie findet ihren Platz auf den Fluren der FOS Gestaltung und veranschaulicht die Auseinandersetzung mit dem Weimarer Bauhaus als Schule für Kunst, Design und Handwerk, die dem Anspruch folgt, die Dinge des alltäglichen Lebens zu gestalten. 

Der Schulgarten

wurde mit viel Engagement von einer Tatgemeinschaft zunächst erst einmal „erobert“ und schließlich gestaltet. Räume zur Erholung zur Muße und zur einfachen Entspannung dürfen weiter wachsen und im Schulalltag entstehen. Die ganzheitliche Philosophie der Lebensgestaltung im Bauhaus, ist auch hier aufgegriffen worden. 

Im Schulalltag von 7:30 Uhr bis 16 Uhr sind wir auch Menschen mit Bedürfnissen, wie dem Wunsch nach Ruhepausen und Erholung. 

Das Nichtstun ist für die Aufnahme von Informationen und dem Transfer vom Kurzzeitgedächtnis zum Langzeitgedächtnis von großer Bedeutung. 

Podestbau

Erweitert wurde die Atraktivität des Schulgartens durch die Idee, ein
Podest zu errichten. Die Tatgemeinschaft Podestbau entwarf mit Unterstützung des Künstler Hansjörg Beck eine Konstruktion, die im Atelier zusammengeschweißt und anschließend zur Endmontage in den Schulgarten transportiert wurde. 

Wir wünschen allen Schülerinnen und Schülern sonnige Freistunden in diesem Garten! 

Erfahrungsräume

Museen in ihrer Architektur zu erleben, wo in großen lichterfüllten Räumen künstlerische Arbeiten zur Betrachtung einladen, vertieft das Bewusstsein für die Wirkung von räumlichen Konstellationen. 
Ganz persönlich mit den Kunstwerken in Resonanz zu gehen, erweitert den Zugang zur Kunst, wie auch wiederum zu sich selbst. 
Die Gestaltungslehrerin konzeptioniert die beiden Museumsbesuche in Köln mit den Museumspädagogen themenbezogen im Hinblick auf die Fachhochschulreifeprüfung.

Die Begegnung und Wahrnehmung mit Design und Architektur im öffentlichen Raum bei der Exkursion nach Köln findet ihren krönenden Abschluss mit dem Konzertbesuch in der Kölner Philharmonie, die durch ihren besonderen Baustil besticht. Der Konzertsaal ist einem römischen Amphitheater nachempfunden und besitzt keine Wände, die sich parallel gegenüberliegen, um unerwünschtes Echo zu vermeiden. In einem virtuosen Konzert des Pianisten Joja Wendt wird der besondere Raumklang des Saales auf eindrucksvolle Weise wahrnehmbar.

Das Team

Milena Wolf 

Theaterschaffende, 
Frankfurt

Eva-Maria Kagermann 

Ausdruckstänzerin
Forstmehren
bringt SchülerInnen innerlich und äußerlich in Bewegung.

Hansjörg Beck

Freischaffender Gestalter und bewegter Raum–Erforscher. Lebt im Linzgau, wirkt ebenda und im Westerwald.

Katharina Otte-Varolgil,

Fachlehrerin, 
FOS Gestaltung.
August-Sander-Schule, 
Altenkirchen

Frank Seifen

Möbelschreinerei und Kurswerkstatt, Oberirsen

Axel Weigend,

Seelbach, 
Kommunikations-Designer, M.A. Kulturelle Bildung an Schulen, 
Koordination Jugendkunstschule

Tanja Corbach

Steimel
Bildende Künstlerin, 
Kunst im öffentlichen Raum, 
Projektentwicklerin in der Jugendkunstschule

Die Schülerinnen und Schüler der Stufen 11 und 12, FOS Gestaltung

 

Lebensraum Schule wurde als Projekt im Programm Neustart vom Fonds Soziokultur gefördert. Die Jugendkunstschule hat in ihrem Förderantrag dargestellt, dass wir das Projekt als Modell dafür sehen, wie ein Kunstatelier als außerschulischer Lernort, sowie Handwerksbetriebe und die Schule als offizieller Bildungsträger zusammenarbeiten können. Mit der Abschlusspräsentation und dem positiven Feedback seitens aller Beteiligten hoffen wir, diese Form der Kooperation in Zukunft weiterentwickeln zu können. Zudem wird uns auch das Thema Lebensraum Schule weiterhin beschäftigen und wir freuen uns über Anregungen, Beispiele, Visionen und Kommentare Ihrerseits. Die komplette Dokumentation, die als Broschüre erschienen ist, können Sie hier durchblättern und lesen.