„Die Klimaerwärmung und ihre Auswirkungen sind durch das Waldsterben im Westerwald offensichtlich und präsent. Große Kahlflächen ehemaliger Fichtenwälder sind Zeichen für eine tief greifende Umgestaltung unseres naturnahen Lebensraumes und bringen Veränderungen bis in das unmittelbare gesellschaftliche Leben mit sich. „

Waldleben

Ein beschauliches Dorf mit seinen dazugehörenden Wäldern ist vom Waldsterben arg betroffen. 80 Prozent des Waldes war Fichtenwald. Und diese Bäume sind nun alle tot! 

Gunnar ist Bürgermeister im Ort und ruft den Gemeinderat zu einer Sondersitzung zusammen.  Was sollen wir tun ? Was können wir tun ?

Dies sind die Fragen, die an dem Abend gestellt werden. 

 

Gunnar begrüßt die Runde.

„Guten Abend alle zusammen. Wie es unschwer zu erkennen ist, müssen wir uns dringend mit unserem Wald befassen. Wir wollten in diesem Jahr Einnahmen von rund vierundzwanzigtausend Euro erwirtschaften und haben für die kommenden Jahre mit noch mehr gerechnet. Die Räumung ist teurer als das Holz, das jetzt verkauft werden kann. Unsere Gemeindekasse ist recht leer, zumal die Pandemie uns auch die ein oder andere Gewerbesteuer gekostet hat. Eigentlich haben wir auch kein Geld zum Aufforsten.“

Er kratzt sich am Kopf und schaut fragend in die Runde. „Ich muss gestehen, so eine richtig gute Lösung fällt mir da gerade nicht ein. Wenn jemand von euch einen Vorschlag machen möchte, so immer her damit.“

Alle schweigen betroffen. Renata, eine Beigeordnete, findet als erstes ihre Worte wieder: „Ich schlage vor, alle im Dorf zu einer Begehung einzuladen. Wir brauchen ein Meinungsbild.“ Gemurmel erfüllt den Raum. Alle sind dankbar für den Vorschlag und stimmen dafür.

Anna erzählt von einer Nachbargemeinde, in der Spenden gesammelt werden, um junge Bäume zu pflanzen.

„Aber welche Bäume jetzt sinnvoller sind, weiß auch keiner“, sagt Fritz. Er ist Förster und sichtlich betroffen. „Dieses Ausmaß haben auch wir nicht kommen sehen.“ Er schaut nachdenklich in die Baumkronen, so als könne er nicht glauben, was er da sieht. „Wir wissen nicht, ob das der Beginn einer Versteppung ist oder nur drei heiße Jahre waren. Es wird Experimente geben müssen, da wir gar nicht genau einschätzen können, welche Bäume für welches Klima denn nun gebraucht werden.“„Wir müssten ja auch erst einmal das Totholz rausholen“, wirft Peter ein und betrachtet die Stämme, die so gerade in Reih und Glied da stehen. Ulla sagt schließlich: „Eigentlich war das ja gar kein Wald. Das war ja ein Holzfeld.“ Und jetzt erst wird einigen klar, dass der Begriff „Wald“ auf diese Monokultur auch vor dem Fichtensterben nicht wirklich passte.

Ulla fährt fort: „Wir werben in jüngerer Zeit mit Erholung in der Natur. Unsere Wanderwege sind gerade ausgebaut und auch die Mountainbiker aus dem Ruhrpott laden wir zu uns ein. Wie ist das denn, Fritz, wenn wir Wald haben wollen, ich meine so richtigen für uns und unsere Kinder und Besucher:innen?“

„Schwer zu sagen. Wald als Erholungsgebiet, das ist etwas völlig anderes als Nutzholz anpflanzen zu wollen. Egal für welche Art von Wald braucht es Experimente. Auch die Experten wissen zu wenig. Diese Situation ist für alle neu.“

Anna ist mit ihren beiden Kindern da. „Wenn Experimente gefragt sind, wie wäre es denn, wenn wir der Natur selbst beim Experimentieren zuschauen und mit ihr zusammen forschen?“ Viele Gesichter schauen sie fragend an. „Nun, die Kassen sind leer“, erläutert sie weiter. „Ob und wie Nutzholz in den kommenden Jahren aussehen kann, ist unbekannt und auf sehr lange Sicht angelegt. Zudem wissen wir seit mehr als 30 Jahren, dass Monokultur kein guter Weg ist. Unsere Region hat einiges auf den Weg gebracht, um den naturnahen Tourismus zu fördern. Das wurde in den letzten Jahren auch gut angenommen.“ „Fliegen geht ja nur noch mit schlechtem Gewissen,“ wirft Ulla ein und Anna fährt fort: „Wie wäre es, wenn wir sagen würden, wir schauen nun der Natur zu, was sie aus sich heraus auf diesen Flächen hervorbringt?“ Allgemeines Gemurmel. „Das halte ich für eine gute Idee“, ruft Marion. Sie hat Biologie studiert und kennt sich ganz gut aus mit Naturbeobachtung. „Die Pflanzen und organischen Strukturen haben absolut selbstregulierende Kräfte.“
„Wir könnten vielleicht sogar damit werben,“ wirft Michael ein „und Waldforscherpfade anlegen.“

Michael ist Grundschullehrer und was er hier sagt,
überzeugt auch andere, die zunächst

zögerlich Gunnar angeschaut haben. 
Das Für und Wider von Nutzholz wird nochmal 
diskutiert und abgewägt. Doch wer kann schon sagen,
wie ertragreich Wirtschaftswald in
Zukunft sein wird?
Die Dorfbewohner freunden sich mit der Idee des
Waldforschens immer mehr an. 

Gunnar lädt zu einem weiteren Treffen ein,
bei dem alle Dorfbewohner:innen ihre Bedenken und
Vorschläge einbringen können.
Die Abstimmung ist eindeutig:
Elf von zwölf Mitgliedern sind für den Forscherwald. 

Auf zunächst zwei Jahre legen sich alle fest.
Einige Flächen werden geerntet wegen der Bruchgefahr und
sich dann selbst überlassen, auf anderen bleiben die Fichten
sogar stehen. Nach den zwei Jahren kann auch in den
Nachbardörfern geschaut werden,
wie ihre ersten Erfahrungen mit dem Wirtschaftswald sind.

„Was entwickelt sich auf diesen Flächen, 
wenn der Mensch nicht eingreift?“ 
Mit dieser Überschrift wird die Idee des Waldforschens
der Presse bekannt gegeben. Die ersten Treffen zur
Waldbeobachtung werden vereinbart.
Mit dabei sind Michael, der Grundschullehrer,
Bernhard, der „alte Waldhase“ und Sami der Fotograf,
Marion als Biotopbetreuerin und
Axel und Tanja von der Jugendkunstschule.

Begegnungen und Betrachtungen

Alle Schüler:innen der 3. Klassen der Grundschule gehen zusammen mit Axel und Tanja, Michael und Steffi in den Wald und treffen dort auf Bernhard. Bernhard ist ein Urgestein im Dorf. Jeder kennt ihn und er kann gute Geschichten erzählen.

Er pflegt und besitzt Wald, schon aus der Generation seiner Großeltern.

„Kann man Wald denn besitzen?“ fragt Lukas, ein Schüler. „Und wie kommt die Luft in die Wüste, wo es doch gar keine Bäume gibt?“, fragt Matz. Leonie will wissen, wie alt die Bäume sind, die ihr gerade so bis zur Wade reichen und auf einer Lichtung stehen.

„Schon zwei Jahre,“ sagt Bernhard. „ Manoman braucht das aber Zeit,“ sagt Matz und die Kinder staunen die großen Buchen an, die am ehemaligen Waldrand nun alleine stehen. Sie bekommen nun eine Ahnung davon, wie alt diese stattlichen Buchen sind. Schließlich bekommen alle Schüler:innen Passepartouts und die iPads der Schule und können durch den Wald stromern, fotografieren, zeichnen oder malen. Alles das, was sie spannend finden oder schön oder schaurig oder…

So klein ist der Borkenkäfer und kann ganze Wälder töten“ staunt Hannah und Lukas ist sichtlich beeindruckt. Seine Helden sind sonst viel größer und mit heftigen Waffen ausgerüstet. „Ja, das passiert, wenn die Bäume zu wenig Wasser haben. Hätten sie mehr, dann könnten sie sich mit Harz gegen die Larven wehren. Doch bei Wassermangel können sie nicht genug von dieser klebrigen Flüssigkeit  bilden und sind schutzlos,“ erzählt Bernhard. Torben zeigt ihm ein Stück Rinde mit ihrer besonderen Zeichnung. „Man nennt sie auch Buchdrucker oder Kupferstecher“ ergänzt er und die Kinder schauen sich die grafischen Pfade in der Rinde an. 

Zum Ende des Ausfluges nehmen alle ein Fundstück mit.
Doch bevor sie gehen verteilen die Kinder Getreide im Wald. 
Warum ? 

„Wir Menschen haben in den letzten Jahrhunderten oft und viel zu selbstverständlich von der Natur nur genommen,“ sagt Tanja „Diese Haltung ändern wir heute. Wir bedanken uns beim Wald und geben ihm etwas zurück.“ 

Tanja füllt Getreide in einen Eimer. „Ihr könnt euch überlegen, wofür ihr euch bedanken wollt. „Für den schönen Ausflug,“ ruft Leonie und wirft ihre Hand voll Getreide in den Kreis. „Ja genau,“ ruft Hannah. „Für die kleinen Bäume,“ sagt Lukas und sieht richtig nachdenklich aus. „Ich bedanke mich bei den Ameisen,“ sagt Matz und Bernhard ergänzt „oh ja, die sind ganz schön wertvoll für den Wald.“  

So bedanken sich alle reihum und die Kinder nehmen viele Eindrücke mit nach Hause.

Matz erzählt zuhause von seinem Staunetag.

So nennt er den Schultag im Wald.
Seine Mutter ist Marion, die Biologin.
Ihr kommt eine Idee, die sie mit Axel und Tanja weiter austüftelt.
Denn die beiden forschen gerne mit unterschiedlichsten
Werkstoffen und Methoden in der Kunst.

Sie treffen sich mit Coya und der Künstlerin Marlies und
erzählen von den Waldforschern und was die Kinder
der Grundschule alles erlebt haben.
„Was uns interessiert, sind nicht so sehr die Bilder,
die uns gerade erschrecken,
sondern der Blick in das, was sich daraus entwickelt
und wieder erwächst,“ erklärt Tanja.
Und Axel ergänzt
„Könntet ihr euch vorstellen, bei dem nächsten Kunstkurs
mit den Teilnehmerinnen das Thema der
Waldforscher zu übernehmen?
Wir übergeben euch auch alles, was die Schüler:innen
fotografiert, gezeichnet und gesammelt haben.“

Marlies überdenkt das Thema und Coya 
spricht mit den anderen Kursteilnehmerinnen.
Kurze Zeit später sagen alle begeistert zu.

„Wir wollen noch mehr über den Wald erfahren!“

So begrüßen die Kinder eines Morgens Michael, 
den Grundschullehrer, in ihrer Klasse.

Weil Michael und Steffi es lieben,
wenn die Kinder möglichst mit vielen Sinnen lernen,
„fliegen“ sie ein weiteres mal in den Wald. 
Im Anschluss wird gemalt und gezeichnet.

 

„Zeichnen ist die Kunst,
Striche spazieren zu führen“.

Paul Klee

Und als das Klassenzimmer wieder in der Schule gelandet ist, erzählt Axel den Kindern von dem Künstler Paul Klee.
Der war auch Kunstlehrer und hat für den Unterricht Zeichnungen angefertigt.
Mit denen erklärte er die Aufgaben für die Schüler:innen. 
Immer wieder sprach er davon, wie viel man von der Natur lernen kann. 

In der Schweiz gibt es ein großes Museum, das Paul-Klee Zentrum, in dem mehrere Hundert Seiten mit den „Aufzeichnungen“ von Paul Klee aufbewahrt werden. Im Internet kann man sie alle anschauen. 

 

Die Schülerinnen und Schüler haben sich ausgiebig damit beschäftigt,
die verschiedenen Baumblätter nachzuzeichnen und auszumalen.
Anschließend haben wir zusammen einen „Blätterregen“ gefilmt.

Farbe

Sehen und gesehen werden

Mit der kambrischen Explosion der Arten vor etwa 500 Millionen Jahren verbreiteten sich nicht nur die Landpflanzen und Landtiere über die Erde, sondern es bildete sich auch der einzigartige Farbenreichtum, der uns heute völlig selbstverständlich erscheint. Das evolutionäre Prinzip, das der Farbenvielfalt unseres Planeten zu Grunde liegt, lautet: „Sehen und gesehen werden“. Pflanzen brauchten wirksame Farbstoffe, um mit Tieren zu kommunizieren. Tiere wiederum brauchten wirksame Sehfarbstoffe, um sich in der Pflanzenwelt zu orientieren, sich innerhalb ihrer Art zu verständigen und von anderen Arten abzugrenzen. Sehfarbstoffe sind lichtempfindliche Pigmente, die es einfachen wie hochkomplexen Lebewesen erlauben, Umweltinformationen zu gewinnen und ihr Verhalten danach auszurichten. Die Entwicklung der Farbenvielfalt unserer Erde ist ohne die Koevolution der Farbwahrnehmung nicht denkbar.

Die geheimnisvolle Macht der Farben. Buether, Axel. Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München (2020), S. 42-43)

Leonie erzählt zu Hause, dass sie gerade das Thema Farben in der 11 durchnehmen. Ihre Freund:innen nehmen sich vor, aus den Grundfarben Rot, Gelb und Bau alle weiteren Fragen selber zu mischen. Eine große gemeinsame Arbeit entsteht an einem Nachmittag in der Jukusch, die anschließend zu Fuß durch die Stadt in die Schule transporiert wird. Die Kunstlehrerin begrüßt das Engagement der Schüler:innen sehr. 

 

Leonie erzählt ihrem Papa Lukas begeistert vom Mischen der Farben. Lukas fragt Axel und Tanja, ob sie das nicht auch mal für Erwachsene machen. „Klaro“, sagen die beiden undladen zeitnah ein zum Baden in Farben. 
Marion Ulla und Gunnar sind auch dabei und gemeinsam mit Sami, Anna und den Kids tauchen sie ab in die Welt der Farben. Auch Kathrin hat noch Zeit gefunden und Fritz kommt nach, direkt aus dem Wald. Es trudeln noch weitere Leute aus dem Dorf ein. Das Thema Waldforschen spricht sich so langsam herum. „Das tut so gut, einfach mal die Seele baumeln zu lassen und Farben wahrzunehmen,“ sagt Marion. Am Nachmittag sind sich alle einig. „So etwas können wir noch mal machen!“ 

 

 

 

 

 
 
Wie wirken Farben auf Dich?

Im Wald können wir wunderbar in Farben baden.

Wo wohnt denn ein Fuchs und wie viele Tiere leben hier überhaupt?

Wo gehen denn die Tiere hin, wenn der Wald tot ist?

Was machen die Tiere nachts?

 

Das haben die Kinder aus der Grundschule gefragt.

Evelyn und Juliana greifen das Thema der Tiere in der Nacht auf und fragen den Fotografen Sami, ob er ihnen helfen kann. „Klar. Wir stellen für ein paar Tage eine Nachtsichtkamera in den Wald.“ Sie verabreden sich und Bernhard zeigt ihnen einen guten Platz.

„Mensch Kinder, da war ganz schön was los vor der Kamera.“ Sami zeigt die Bilder in der Schule. „Boah“ staunt Leonie und Torben und eigentlich alle Kinder. „Echt ein Dachs, den habe ich noch nie gesehen,“ sagt Hannah.

Evelys Hund Aragon interessiert sich auch sehr für die Tiere im Wald. 

Der Fuchs

Wusstest du, dass Füchse Wohngemeinschaften bilden? Das geschieht mit dem Einverständniss des Bewohners. Oft zieht ein Fuchs in den Bau von einem Dachs oder anderen Tieren ein. 

Doch ein Fuchs nutzt seinen Bau nur in der Paarungszeit und um seine darauf folgenden Welpen groß zu ziehen. 

Füchse sind Jäger und Sammler. Sie fressen Insekten, Schnecken, Würmer, Engerlinge, Vögel, Kaninchen und Hasen, manchmal stehlen sie auch Eier von Vögeln, oder nehmen ein Huhn aus dem Hühnerstall der Menschen mit.

Hast Du schon mal einen Fuchs bei der Jagd beobachtet? 

Ein kleiner Streifzug durch den Wald 

Auf dem Weg  wird die Nase in jedes Loch in der Erde gesteckt. Füchse haben eine 400 Mal sensiblere Nase als Menschen. Dadurch riechen sie jede Maus, die sich in den Erdlöchern verkrochen hat. Jetzt braucht der Fuchs nur noch Zeit. Er wartet regungslos, bis die nächste Maus aus ihrem Bau kommt. Bei verregnetem Wetter haben Mäuse oft keine Lust, sich nach draußen zu bewegen. Die Füchse müssen improvisieren und es gibt dann auch mal nur Regenwürmer.

Das Reh

Ein Reh ernährt sich großteils von jungen Gräsern, Knospen, Kräutern und im Winter gibt es auch mal die grünen Blätter von Brombeeren. Die wilden Tiere haben aber nicht nur Freunde.  Füchse, Wölfe, Luchse und auch das Wildschwein gehören zu Fressfeinden der Rehe. 

Auch Menschen können zu einer Gefahr werden für die Rehe, wenn sie mit großen Mähmaschinen über Wiesen und Felder fahren. Denn
Rehkitze liegen in den ersten Tagen nach ihrer Geburt schutzlos im hohen Gras. In dieser Zeit haben die Kitze auch keinen eigenen Duft.

Die Mutter besucht ihr Junges dann zum Säugen, bis sie es einige Tage später erst mit auf ihre Wege nimmt. Solltest du mal ein solche Kitz im Gras finden, so darfst du es nicht anfassen. Auch der Hund darf nicht daran schnuppern. Sobald das Kitz einen fremden Geruch hat, nimmt die Mutter es nicht mehr an. 

Rehe sind oft abends unterwegs,  wenn es dunkel wird. Aber was machen diese Tiere wenn sie müde werden und schlafen wollen? Sie scharren das Laub auf dem Boden zur Seite und schlafen offen im Wald.

Das Wildschwein

Das besondere an Wildschweinen sind ihre riesigen Zähne. Die sind richtig gefährlich und es ist für die Tiere ein leichtes, alles zu zerkleinern, was ihnen vor die Nase kommt. Die nachtaktiven Wildschweine ernähren sich von Wurzeln, Würmern, Schnecken, Mäusen und mehr. Sie zählen zu den Allesfressern. 

Die Zähne im Unterkiefer eines männlichen Wildschweines werden im Durchschnitt 20 cm lang, in Ausnahmefällen können es auch 30 werden, also ungefähr so lang wie diese Buchseite.

Der Dachs

Der Dachs  gehört zu der Familie der Marder. Er ist wie viele andere Tiere auch nachtaktiv und schläft tagsüber in seinem selbst gegrabenen Bau. Buddeln kann er sehr gut, Klettern oder Schwimmen sind nicht seine Stärken. Als Mitglied der Marderfamilie hat auch der Dachs einen langen und eher schmalen Körper. Dachse sind Einzelgänger. Bei Dämmerung streifen sie alleine im Wald herum. 

Sie markieren ihr Revier, damit ihnen kein anderer Dachs zu nahe kommt.

Ein Dachsjunges wächst etwa 6 – 8 Wochen im Bauch der Mutter, bis es auf die Welt kommt. In den ersten Tagen ist es noch blind und lebt bei der Mutter im Dachsbau. 

 

Zeit, Geld und Leben

 

 

Frank gehört  beim „Waldforschen“ unbedingt dazu. Er ist Schreiner und macht ganz besondere Möbel. Er mag es gar nicht, wenn billige Möbel aus Kunststoff oder Pressspan nur für kurze Zeit halten und dann schon auf dem Sperrmüll landen. Frank arbeitet mit Holz aus heimischen Wäldern. „Für mich ist Eichenholz ein sehr besonderes Holz. Eine Eiche wächst sehr langsam.“ Er streicht achtsam über eine Tischplatte und erzählt weiter. „Ein Baum, aus dem dieses Holz geschnitten wird, ist mindestens sechzig Jahre lang gewachsen. Da muss man schon mit besonderer Sorgfalt arbeiten, damit ein Möbelstück entsteht, dass mindestens genau so lange halten kann.“ Wer Frank kennt, begreift sofort, welche Verbindung er zu dem einstigen Baum hat. So hat er auch jede Menge Kunden, die genau das zu schätzten wissen. „Langlebigkeit ist auch Artenschutz,“ sagt Frank und die Möbel, die gerade noch in seiner Werkstatt stehen, bringen diese größeren Zusammenhänge zum Ausdruck. Man könnte fast meinen, anders zur Ruhe zu kommen an einem solchen Tisch. 

Auch Bine beschäftigt sich mit der Wertschätzung von Holz. Sie malt eine Baumscheibe.

Abends in der Jukusch sinnieren die Dorfbewohner:innen über die Qualität der Zeit. „Es macht mich so froh, dass wir uns entschieden haben, den Wald zu beobachten“, sagt Marion. „Ich merke, wie ich mich viel mehr entspanne, seitdem ich dem Experiment hin und wieder meine Zeit schenke.“ „Stimmt, das Picknick neulich hätte sonst so gar nicht stattgefunden“. „Mittlerweile haben sich die
Gemeinderatssitzungen ganz gut verändert. Waren das früher recht nüchterne Abende, erlebe ich diese nun als einen Treffpunkt und Austausch der Waldforschenden“, sagt Gunnar und lächelt zufrieden. 

„Ja! Auch in unserer Familie erleben wir anderes Miteinander, seitdem Lukas das Wort Mikroabenteuer entdeckt hat“. Sie schauen auf das Bild von Bine und alle wissen, dass die Ringe nicht nur von der Zeit erzählen, sondern auch von ihrer Qualität.

Die Dorfgemeinschaft trifft sich am Lagerfeuer wieder. „Uns hier draußen einzuladen war eine gute Idee von dir, Gunnar. Wisst ihr, ich merke: je mehr ich mich mit unserem „Wald“ befasse, desto mehr interessiert er mich. Es gibt so vieles noch, worüber ich gerne mehr wissen würde“. Peter schaut in die Runde. Plötzlich reden Alle durcheinander und erzählen, was sie am meisten interessiert.

Insekten. Wie sich Ameisen nun neu organisieren. Feenwege in Irland. Da gibt es eine Feenbeauftragte. Pionierbäume wie die Birke. Welche Vögel ziehen in unseren „Wald“? Habt ihr auch gemerkt, dass nun andere Vogelstimmen zu hören sind? Gibt es mehr oder weniger Rehe? Was geschieht, wenn die Fläche verbuscht? Welche Bäume setzen sich als erste durch?

Pilze und ihr Kommunikationssystem mit den Bäumen. Was ist eigentlich im Waldboden so los? Was machen Rückepferde für den Wald aus?

Es kamen so viele Themen zusammen, dass allen klar wurde: Die letzten Monate waren gerade erst der Anfang. Und was sie staunend feststellten war, dass sie sich seitdem im Dorf anders begegneten. Schafft ein achtsamerer Umgang mit der Natur ein achtsames Miteinander?

Lukas legt noch ein Scheit Holz auf die Glut. „Jetzt, wo wir den Wald beobachten oder vielmehr den kommenden Wald, habe ich ein ganz anderes Gefühl, wenn ich ein Stück  Holz verbrenne.“

 

31.Mai 2022

Das Waldforscher Projekt ist beendet. Die Geschichte der Dorfbewohner ist aufgeschrieben und führt durch ein Forscherbuch, dass zum Staunen, Schauen und Zeichnen einlädt. In der Wäller Buchhandlung, Wilhelmstraße 45 in Altenkirchen, sowie im Regionalladen UNIKUM in der Bahnhofstraße in Altenkirchen ist das Buch erhältlich.

Solltest du eine besondere Beobachtung oder Erfahrung im Wald gemacht haben, so kannst Du uns gerne schreiben und davon berichten.

Denn eigentlich ist das Ende unserer Geschichte der Anfang für etwas Neues. Wir werden sehen.

Die Dorfbewohner

Die Schüler:innen der Klassen 3a, 3b und 3c der Erich-Kästner-Schule in Altenkirchen. Mit allen Kindern und ihren Lehrerinnen waren wir im Wald. Die digitalen Wege der Waldforscher führten uns anschließend ins Klassenzimmer.

Die Schüler:innen der 11. Klasse mit Katharina Otte-Varolgil als Fachlehrerin  haben gezeichnet, gemalt, gemischt, analog wie auch digital. FOS Gestaltung,
Altenkirchen.

Die Künstlerin Marlies Krug, Altenkirchen

www.marlies-krug.com

Die Ateliergemeinschaft COSIMA

Die Schüler:innen der Jahrgangsstufe 7 im Fach Wirtschaft und Verwaltung (WuV) mit dem Fachlehrer Gregor Berlin, August-Sander-Schule, Altenkirchen, legten Collagen aus Waldfundstücken.

Aragon

 

Sami Fayed, Burglahr, Fotograf mit dem Fokus auf Naturthemen. Er lieferte die Nachtaufnahmen.

www.sami-fayed.de

Bernhard Paul, Waldbesitzer,  war bei allen Waldbesuchen mit Schüler:innen zugegen und hat fleißig Fragen beantwortet.

Fritz Rehnsius ist Forstbeamter. Im Interview hat er uns seinen Blick in den Wald vermittelt.

Nadja Michels, Texterin und  Bloggerin, brachte den letzten Schliff in die Geschichte.

Frank Seifen, Schreiner aus Oberirsen. In seiner Projektwerkstatt bietet er an, hochwertige Möbel mit ihm gemeinsam zu bauen.

Tanja Corbach, bildende Künstlerin und Axel Weigend, Kommunikations-Designer, haben das Waldforscher-Projekt gemeinsam ins Leben gerufen. 

Bei der Buchgestaltung mitgearbeitet haben die drei JuKuSch-Praktikant:innen aus der FOS Gestaltung, August-Sander-Schule, Altenkirchen.

Evelyn Stobbe

Juliana Berg

Paul sistig

 

WALDFORSCHER ist ein Förderprojekt im Rahmen von Neustart Kultur, Digitalität und Soziokultur des Fonds Soziokultur, Bonn.